Interkulturelle Vätergruppen Neukölln
Junge Väter fragen – erfahrene Väter antworten
Interkulturelle Vätergruppen ermöglichen den Austausch in Erziehungsfragen.
Kazim Erdoğan ist seit 33 Jahren als Hauptschullehrer und Psychologe für die Stadt Berlin tätig und ist seit 2003 Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Vereins Aufbruch Neukölln. Durch die tägliche Arbeit mit Zuwandererfamilien motiviert, gründete er im Jahr 2007 die erste Väter- und Männergruppe mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland. Seitdem ist der Verein erste Anlaufstelle für Zuwandererfamilien und insbesondere für Männer und alleinerziehende Väter mit Migrationshintergrund. Die interkulturellen Vätergruppen tagen einmal wöchentlich für drei bis vier Stunden und haben mit insgesamt 90 Teilnehmern aus verschiedenen Nationen bereits eine beachtliche Größe erreicht. In diesem Jahr möchte der Verein auch deutsche Papas mit ins Boot holen, denn obwohl einige Erziehungsfragen speziell den Migrationsaspekt betreffen, sind viele auch kulturell übertragbar, wie beispielsweise die Aufteilung der Hausarbeit oder das Zeitlimit fürs Fernsehen. Eine Pädagogin sorgt dafür, dass die Väter sich nicht mit Problemen allein gelassen fühlen. Sie kümmert sich unter anderem darum, dass die Perspektive der Mütter mitbedacht wird. Zudem bietet der Verein Rat und Hilfe in ganz praktischen Dingen. Wenn ein neu Zugezogener noch nicht gut genug Deutsch spricht, um die Kita-Anmeldung auszufüllen, helfen ihm die anderen Väter und suchen mit ihm einen Deutschkurs in der Nachbarschaft. Von diesem Netzwerk profitieren nicht nur die Väter, sondern die ganze Familie. Ibtisams Vater geht seit einiger Zeit regelmäßig zu den Elternabenden und kocht davor sogar noch ein Risotto. Das Rezept hat er von Federico. Mit ihm hat er sich beim letzten Treffen lange über die eigenen Väter unterhalten. Gemeinsam haben sie beschlossen, dass sie im Leben ihrer Töchter eine Hauptrolle spielen wollen, anstatt wie früher üblich, nur im Publikum zu sitzen und die Kindheit der eigenen Töchter aus der Distanz zu erleben.