Ich empfinde es als ungeheures Privileg, in diesen Zeiten – im Kleinen natürlich – mitgestalten zu können. Es gibt Generationen, die konnten eigentlich an ihrer Welt nichts Wesentliches ändern, sie sind quasi gestorben, wie sie geboren sind. In unserer Epoche hingegen haben wir die Chance, werteorientiert zu gestalten, mutig beziehungsweise kreativ zu sein. In der Fähigkeit, Silos aufzubrechen, neue Verknüpfungen zwischen Menschen und Ideen zu schaffen und auf diese Weise Mehrwerte zu kreieren, sehe ich die Königsdisziplin bei der Digitalisierung. Der DB Medibus ist dafür das perfekte Beispiel und wir sind stolz darauf, dass unsere Technologie dafür die Brücke schafft.
Mirko Bass, Business Development Manager, Cisco Systems (Projektpartner)
Der Ärztemangel im ländlichen Raum rückt durch den demografischen Wandel zunehmend in den Fokus. Gerade ältere Menschen haben zumeist einen erhöhten Bedarf an medizinischer Versorgung und sind nicht selten gezwungen, weite Strecken bis zur nächsten Praxis zurückzulegen. Hinzu kommt, dass es in vielen Regionen Deutschlands an ausreichend medizinischem Nachwuchs auf dem Land fehlt.
Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken und der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen, fährt seit 2018 eine mobile Arztpraxis in Nordhessen über die Dörfer: der DB Medibus. Ausgestattet mit einem Wartezimmer, Labor, Behandlungsraum sowie einem Arztsprechzimmer bietet der umgebaute Linienbus den Patienten eine moderne Versorgung vor Ort. Medizinische Geräte wie Ultraschall und EKG sind im DB Medibus ebenso an Bord wie eine telemedizinische Station, mit der der behandelnde Arzt im Bedarfsfall Kontakt zu Fachärzten oder Dolmetschern aufnehmen kann. Die Stromversorgung erfolgt über auf dem Dach des Busses montierte Solarzellen, die zusätzlich drei Hochleistungsakkus aufladen. Die elektrischen Geräte wie Kühlschränke, Klimaanlage und Netzwerktechnik können so emissionsfrei und autark betrieben werden.
Gut zu wissen
- Der Bus wird auch für betriebsärztliche Untersuchungen, mobile Impfversorgung oder für Gesundheitsveranstaltungen eingesetzt.
- Ab Anfang 2020 sind sieben DB Medibusse auf der Straße.
- Wichtigste Partner des Projekts sind Cisco Systems (Netzwerkinfrastruktur), Videoclinic (Telemedizin an Bord) und VDL (Bushersteller).
Interview mit Felix Thielmann und Arndt Hecker, beide Projektleiter des DB Medibus, DB Regio AG.
Wie ist die Idee zu Ihrem Projekt entstanden?
Felix Thielmann : Derzeit niedergelassene Hausärzte sind im Durchschnitt über 55 Jahre alt und ein Großteil des Medizinernachwuchses hat zunehmend weniger Interesse an einer eigenen Arztpraxis, erst recht auf dem Land. Dieser Trend, der zu immer mehr unbesetzten Hausarztsitzen führt, ist auf absehbare Zeit nicht aufzuhalten. Somit lag die Idee nahe, mittels mobiler Arztpraxen unterversorgte Gebiete hausärztlich zu versorgen. Mit einer vollausgestatteten mobilen Arztpraxis kann eine echte Alternative geboten werden, um ländlichen Regionen und deren Bewohnern ihre Lebensqualität zurückzugeben.
Welchen Beitrag leistet Ihr Projekt zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland?
Felix Thielmann: Gerade ältere Menschen, die wegen der besseren Versorgung häufig in größere Städte ziehen, erhalten durch mobile medizinische Versorgung die Möglichkeit, länger in ihrem Zuhause wohnen zu bleiben. Wenn im DB Medibus neben dem Hausarzt auch noch die telemedizinischen Potenziale an Bord genutzt werden, können zustätzlich zur Allgemeinmedizin auch Fachärzte oder Dolmetscher hinzugeschaltet werden.
Unser Anspruch ist hoch: Bei der medizinischen Versorgung im DB Medibus werden hinsichtlich der Qualität keine Kompromisse gemacht, denn das Fahrzeug ist technisch für Telemedizin und weitere Innovationen gut vorbereitet. Der DB Medibus ist außerdem einladend hell und geräumig und dabei bis zur Hinterachse barrierefrei.
Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?
Arndt Hecker: Selbst ein durchweg positives Projekt wie der DB Medibus hat mit Herausforderungen zu kämpfen. Diese reichen von technischen Hürden im Rahmen der Umbauten über die Einrichtung eines stabilen WLAN im ländlichen Raum bis hin zur rechtlichen Grundlage, dass ein DB Medibus als Arztpraxis überhaupt genutzt werden kann. Diese Anforderungen waren und sind nur mit starken Partnern zu bewältigen, die in jedem ihrer Bereiche Profis sind. Es ist toll, dass wir uns durch den DB Medibus ein so starkes Netzwerk aufbauen konnten.
Wo sehen Sie Ihr Projekt in fünf Jahren?
Arndt Hecker: Da wir bereits nach kurzer Zeit feststellen konnten, dass das Konzept einer mobilen Arztpraxis eine richtige Antwort auf den strukturellen Wandel ist, werden wir in diesem Projekt wachsen. Die Ideen bezüglich medizinischer Einsätze, die an uns herangetragen werden, sind so vielfältig, dass wir uns selbst im Leistungsportfolio erweitern wollen. Gerne würden wir in den nächsten Jahren unsere DB Medibusse in jedem Bundesland sehen, in dem wir mit mobilen Einsätzen die ärztliche Versorgung vor Ort unterstützen können.