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Sinn² - die barrierefreie Zwei-Sinne-Fahrgastinformation

Initiator: VWI Verkehrswissenschaftliches Institut Stuttgart GmbH, Stuttgart (Baden-Württemberg)

Eine App ermöglicht Sehbehinderten die selbstständige Nutzung des ÖPNV durch echtzeitfähige Fahrgastinformationen.

Sinn² bedeutet für mich mehr Unabhängigkeit im ÖPNV.

Feedback eines Blinden, der die App seit Beginn der Testphase des Projekts einsetzt

Blinde und sehbehinderte Personen stehen vor besonderen Herausforderungen, sobald sie den ÖPNV nutzen wollen. Nicht selten fehlt eine barrierefreie Infrastruktur, die ihnen die Teilhabe unabhängig von der Unterstützung Dritter ermöglicht. Dabei ist die Gewährleistung einer gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben und die Ermöglichung einer selbstbestimmten Lebensführung ein wichtiges gesellschaftspolitisches Ziel.

Mit dem Projekt „Sinn² – Die barrierefreie Zwei-Sinne-Fahrgastinformation“ wurde die Grundlage für eine landesweite, barrierefreie und echtzeitfähige Fahrgastinformation geschaffen. Die im Rahmen des Projekts entwickelte App berücksichtigt das sogenannte Zwei-Sinne-Prinzip, sodass mindestens zwei der drei Sinne Hören, Sehen und Tasten angesprochen werden. Insbesondere im ländlichen Raum ist eine derartig angelegte App von Bedeutung, da die dortigen ÖPNV-Angebote zunehmend flexibilisiert werden (zum Beispiel durch Rufbusse) und die Navigation über eingeübte Muster unter Umständen nicht mehr funktioniert.

Mit dem Laden des Videos werden Datenverbindungen zu Youtube / Google aufgebaut. Weitere Informationen finden Sie hier

Gut zu wissen

  • Die Erstellung der Sinn²-App erfolgte gemeinsam mit dem Institut für Eisenbahn- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart sowie dem Institut für angewandte Sozialwissenschaften des Zentrums für kooperative Forschung der DHBW Stuttgart als sozialwissenschaftlichem Partner.
  • Das Verkehrsministerium des Landes Baden-Württemberg förderte das Projekt im Rahmen des Förderschwerpunktes „Nachhaltig mobil: Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis“.
  • Neben blinden und sehbehinderten Personen zielt die Benutzeroberfläche der App auch auf Personen ab, die den Umgang mit Apps weniger gewohnt sind (zum Beispiel Senioren). Auch diese profitieren von der einfachen Struktur der App.

Interview mit Stefan Tritschler, Geschäftsführer, VWI Verkehrswissenschaftliches Institut Stuttgart GmbH

Wie ist die Idee zu Ihrem Projekt entstanden?

Das VWI beschäftigt sich bereits seit über drei Jahrzehnten mit der Fahrgastinformation im öffentlichen Verkehr. Am Rande eines Projekts zur Verbesserung der Fahrgastinformation und Anschlusssicherung im ländlichen Raum kam es vor einigen Jahren zu einem ersten Kontakt mit engagierten Blinden und Sehbehinderten. Aus den damaligen Gesprächen heraus entstand die Idee, für diese Zielgruppe ein angepasstes Informationsangebot zu schaffen, um eine selbstbestimmte Teilhabe am ÖPNV zu ermöglichen.

Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?

Für Menschen ohne Beeinträchtigung des Sehvermögens ist es nicht einfach, sich in die Bedürfnisse der Zielgruppe hineinzudenken. Daher war es für den Erfolg des Projekts entscheidend, dass über die gesamte Projektlaufzeit ein enger Kontakt mit der Zielgruppe bestand. Unser sozialwissenschaftlicher Partner im Projektkonsortium hat die in der projektbegleitenden Arbeitsgruppe sehr engagiert mitarbeitenden Blinden und Sehbehinderten kontinuierlich eingebunden und betreut. So wurden zum Beispiel die verschiedenen Arbeitsstände der App immer wieder gemeinsam getestet und besprochen.

Wie sieht Ihre Vision für unsere Mobilität 2050 aus?

Im Jahr 2050 wird es viel mehr „multimodale“ Menschen als heute geben, die ihr jeweiliges Verkehrsmittel aus einer großen Palette möglicher Angebote auswählen. Sie entscheiden dabei situativ auf Basis ihres aktuellen Bedarfs und nutzen dafür verkehrsträgerübergreifende Informationsplattformen. Dabei wird darauf zu achten sein, dass auch abseits der großen Ballungsräume Wahlmöglichkeiten bestehen und die Menschen wählen können, ob sie im eigenen Auto unterwegs sind oder sich für eine der hoffentlich zahlreichen Alternativen entscheiden.

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