ÖPNV im ländlichen Raum wird ohne grundlegende Digitalisierungsanstrengungen weiterhin nicht gelingen.
Udo Onnen-Weber, Projektleiter, KOMOB
Um mehr Menschen zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zu bewegen, muss das Angebot flexibler, individueller und besser vernetzt werden. Dies gelingt, indem wir On-Demand-Angebote intelligent ins ÖPNV-System integrieren.
Werner Linnenbrink, Leiter Mobilitätsangebot, Stadtwerke Osnabrück
Das Ziel von HubChain ist es, für ein intermodales Mobilitätskonzept aus Linienverkehr auf den Hauptverkehrsachsen und On-Demand-Zubringern auf der ersten/letzten Meile eine Software zu entwickeln und zu testen, die diese beiden Verkehre barrierefrei miteinander verzahnt. Dabei sind nicht nur viele solcher intermodalen Mobilitätskonflikte zwischen Flächenregionen und Hauptverkehrsachsen in ländlichen Räumen evaluiert, sondern auch die Konzepte von digitalen Lösungen für Bestellung, Entsendung und Passagierbündelung entwickelt und teilweise auch schon programmiert worden.
Konkret: Es müssen in Echtzeit Linienverkehre und On-Demand-Verkehre miteinander vernetzt werden. Für den Fahrgast wurden Apps entwickelt, mit denen er seine intermodale Reisekette aus On-Demand-Shuttle und Linienverkehr ohne Wartezeiten planen und buchen kann. Für den Betreiber von On-Demand-Verkehren wurde digitale Lösungen konzeptioniert, die ein intelligentes, nachfragesteuertes und effizientes Flottenmanagement ermöglichen. Das Projekt HubChain hat an zwei Standorten ein solches Mobilitätsszenario aufgebaut, zwei Varianten der notwendigen Software programmiert und diese in den Regionen Osnabrück (HUBI mit autonomen Shuttles) und Elde Quellgebiet – Mecklenburg-Vorpommern (ELLI mit Elektrovans und ehrenamtlichen FahrerInnen) erprobt.
Gut zu wissen
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Umgesetzt wird das Projekt durch ein Konsortium aus Stadtwerke Osnabrück, Kompetenzzentrum ländliche Mobilität Wismar (KOMOB), Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Hacon Ingenieurgesellschaft mbH, Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität Recht, Ökonomie und Politik (IKEM) und Dornier Consult.
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Das Projekt hat Testfelder im Stadtrandbereich von Osnabrück, der ländlichen Kleinstadt Bad
Essen und dem peripheren ländlichen Raum im Amt Röbel, Mecklenburgische
Seenplatte. - Im Jahr 2020 gewann HubChain den Innovationspreis Reallabore 2020 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Interview mit Udo Onnen-Weber, Projektleiter, KOMOB, und Werner Linnenbrink, Leiter Mobilitätsangebot, Stadtwerke Osnabrück
Wie ist die Idee zu Ihrem Projekt entstanden?
Onnen-Weber: Die Stadtwerke Osnabrück und KOMOB arbeiten seit Jahren zusammen. Intermodalität aus kleinen Shuttles und Schnellbussen war seit Langem die Grundidee für eine neue Mobilität in den ländlichen Räumen. Ohne digitale Lösungen funktioniert das aber nicht. So entstand die HubChain-Idee, bei der sowohl das Betriebsmanagement als auch die Nutzeransprache auf die Herausforderungen reagieren sollten.
Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?
Linnenbrink: In Osnabrück haben wir das neue On-Demand-Angebot mit dem autonomen Shuttle „Hubi“ erprobt. Da lag die Herausforderung auf Softwareseite vor allem in der Einbindung von Schnittstellen zum Fahrzeug. Darüber hinaus war Pionierarbeit bei der Überwindung genehmigungsrechtlicher Hürden erforderlich.
Wo sehen Sie Ihr Projekt in fünf Jahren?
Linnenbrink: In 5 Jahren werden wir On-Demand-Verkehre intelligent in unser ÖPNV-Netz und unsere Mobilitätsplattform im Raum Osnabrück integriert haben. Neue autonome Fahrzeugkonzepte und standardisierte Genehmigungsverfahren ermöglichen dann erweitere Einsatzszenarien autonomer Shuttledienste im ÖPNV.
Was raten Sie anderen Menschen, die eine gute Idee haben und sie in die Tat umsetzen wollen?
Onnen-Weber: Tun Sie es einfach. Lassen Sie Fehler zu und lernen Sie daraus. Fördermittel gibt es genug. Und denken Sie nicht in überkommenen Strukturen. Denken Sie neu.