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Digitale Patientenorientierung

Während der Coronapandemie sollen Patienten so wenig Kontakt wie möglich zu anderen Patienten, Mitarbeitern oder Objekten wie Türgriffen haben. Die Entwicklung einer digitalen Patientenorientierung mit Live-Indoor-Navigation macht dies möglich.

Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald

Die digitale Patientenorientierung ermöglicht eine barrierefreie und eigenständige Live-Indoor-Navigation jedes Einzelnen in unserem Klinikum. Quasi Google-Maps für das Krankenhaus. Erst durch die innovative Kombination unserer bestehenden Infrastruktur mit zusätzlichen Sensoren an unseren Handhygienespendern wurde eine ausreichende Netzabdeckung möglich.

Toralf Schnell, Chief Digital Officer, Universitätsmedizin Greifswald

Die klassische Outdoor-Navigation ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Aber wieso hört sie noch immer am Gebäudeeingang auf? Wir sind der Meinung, dass auch die Indoor-Navigation bald zum unverzichtbaren Teil des Wegeleitsystems werden wird.

Fiona Hackmann, Gründerin und Gesellschafterin, Catchup Applications

Hygiene ist noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Es braucht sinnvolle Verknüpfungen mit diversen Anwendungsfällen. Dieses Projekt zur Indoor-Navigation ist ein Paradebeispiel dafür.

Tobias Gebhardt, Geschäftsführer, GWA Hygiene GmbH

Graphischer Übersichtsplan des Geländes der Universitätsmedizin Greifswald in 3D

Der Umgang mit Viren, Keimen und Erregern besitzt in Krankenhäusern eine übergeordnete Bedeutung – nicht erst seit Corona. Um dieser Situation adäquat zu begegnen und Potenziale von Digitalisierung bestmöglich zu nutzen, hat die Universitätsmedizin Greifswald eine digitale Patientenorientierung mit Live-Indoor-Navigation entwickelt.

Im ersten Schritt wird die analoge Wegeleitung digitalisiert. Ziel ist die Reduktion von Kontakten und eine eigenständige Navigation jedes Einzelnen. Die angestrebte Lösung nutzt die bestehende Infrastruktur. Im zweiten Schritt werden vorhandene Handhygiene-Spender mit Sensoren ausgestattet. Deren Signal kann sowohl für das Monitoring der Handhygiene am Spender als auch zur Optimierung der Live-Navigation genutzt werden. So wird eine ausreichende Netzabdeckung erreicht. Im dritten Schritt kann das zuvor entwickelte digitale Ökosystem genutzt werden, um weitere Tracking- Anwendungsfälle abzubilden, wie das Verfolgen von Geräten, Personen und Orten. Die Lösung im Verbund digitales Handhygiene-Monitoring mit Live-Indoor-Navigation ist bislang einzigartig.

Preisträgervideo Universitätsmedizin Greifswald

Mit dem Laden des Videos werden Datenverbindungen zu Youtube / Google aufgebaut. Weitere Informationen finden Sie hier

Gut zu wissen

  • Die Universitätsmedizin Greifswald wurde 1456 gegründet und hat heute 4.500 Mitarbeiter.
  • Funfact zum Punkt Barrierefreiheit: Ein zusätzlicher Impuls für dieses Projekt war ein Artikel in der Ostsee-Zeitung vom Juli 2018. Unter der Überschrift „Wie blindenfreundlich ist Greifswald?“ beklagte sich der Blinden- und Sehbehindertenverein über die Augenklinik. Das Wegeleitsystem sei ungenügend und mit einem Blindenstock würde man sich nicht allein zurechtfinden.

Wesentliche Projektpartner:

  • Catchup Applications KG, Gründungsjahr: 2015, Mitarbeiterzahl: 7; Funfact: An der Universitätsmedizin Greifswald haben wir zum ersten Mal den Bedarf von sehbehinderten Besuchern digital erfasst und barrierefreie Routen speziell für diese Nutzergruppe umgesetzt.
  • GWA Hygiene: Gründungsjahr: 2015, Mitarbeiterzahl: 31; Funfact: GWA Hygiene hat über 10.000 Sensoren im Einsatz und Installationen in 13 Ländern, aber diese
Porträtfoto Toral Schnell, Chief Digital Officer, Universitätsmedizin Greifswald

Interview mit Toralf Schnell, Chief Digital Officer, Universitätsmedizin Greifswald

Wie ist die Idee zu Ihrem Projekt entstanden?

Die Orientierung in Krankenhäusern fällt vielen Personen schwer. Besonders in emotional angespannten Situationen kann das analoge Beschilderungssystem oder die mündliche Wegbeschreibung keine optimale Wegführung gewährleisten. Bauarbeiten, defekte Fahrstühle oder die Einteilung in coronabedingte schwarze und weiße Bereiche können die Wegführung zusätzlich beeinflussen. Seh- und Gehbehinderte sind oft benachteiligt. Das wollten wir mit einer digitalen Lösung, für alle Zielgruppen, verbessern.

Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?

Eine große Herausforderung bei diesem Projekt war das Zusammenbringen der Akteure inmitten der Coronapandemie. An die virtuelle Kommunikation haben wir uns alle inzwischen gewöhnt, aber die Zeit im Krankenhaus für die Installation und Prüfung der Indoor-Navigation war aufgrund der Besuchsbeschränkungen sehr knapp bemessen. Durch diese Herausforderung sind wir aber um einiges effizienter geworden und haben Konzepte entwickelt, die uns bei zukünftigen Projekten zugutekommen werden.

Wo sehen Sie Ihr Projekt in fünf Jahren?

In fünf Jahren ist die Live-Indoor-Navigation in einem Krankenhaus zur Selbstverständlichkeit geworden. Sich verirren und verlaufen gehört der Vergangenheit an. Gleichzeitig ist das Hygiene-Bewusstsein weiterhin geschärft, um Übertragungsrisiken für Infektionen auf ein Minimum zu reduzieren. Wir möchten nicht nur barrierefrei durch das Gebäude führen, sondern auch kontaktarme Routen berechnen können. Idealerweise wird es in der Zukunft möglich sein, Menschenansammlungen zu vermeiden, um Kontakte zu minimieren.

Älterer Mann im Eingangsbereich der Klinik hält ein Smartphone in der Hand, auf dessem Display der Weg zu seinem Behandlungsraum erkennbar ist.
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