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DECIDE - telemedizinische Bewegungstherapie

Preisträger in der Kategorie Gesundheit

Im Fokus von DECIDE stehen die komplexen und chronischen Erkrankungen Krebs und Depressionen, die viele Menschen betreffen. Damit die Behandlung auch auf dem Land auf hohem Niveau mit spezialisierten therapeutischen Angeboten der Hochschulmedizin erfolgen kann, will die Universitätsmedizin Mainz mit ihrer Expertise regionale Versorger und deren Patientinnen und Patienten unterstützen.

Im ersten Schritt soll für Patienten neben der Krebs- oder Depressionsbehandlung eine zusätzliche Bewegungstherapie angeboten werden. Für viele Krebspatienten ist körperliche Aktivität eine wichtige Begleittherapie, die beispielsweise die Nebenwirkungen Müdigkeit oder Muskelschwäche von Chemotherapien mildert. Auch Bewegungsprogramme können depressiven Episoden entgegenwirken.



Da diese im ländlichen Raum oft fehlen, will DECIDE personalisierte Bewegungsangebote entwickeln. Sie werden telemedizinisch, also aus der Ferne vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Mainz durchgeführt. Hierzu werden Informationen und Trainingsanleitungen an das Smartphone der Patientin bzw. dem Patienten übermittelt, damit das Training in der häuslichen Umgebung durchgeführt werden kann. Über Sensoren am Handgelenk (Wearable) und Rückmeldungen über die Smartphone-App kann das Training vom Therapeuten überwacht werden.

Die rückübermittelten Patientendaten werden von einem System mit künstlicher Intelligenz ausgewertet. Es macht auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam und unterstützt die individuelle Anpassung des Trainingsplans durch das Fachpersonal. Nutzende können die Messwerte auf der Smartphone-App verfolgen und Erfolgsmeldungen zur Belohnung und Motivation erhalten.

Das Projekt ist Ende 2021 gestartet. Die nächste Etappe ist nun die Testphase mit Probanden.

„Mit den entwickelten Komponenten wird nicht nur der Therapieverlauf verfolgt. Der Patient erhält Informationen und kann Feedback äußern, wodurch er stärker bei der Entscheidungsfindung und in den Behandlungsprozess einbezogen werden kann.“ Dr. Torsten Panholzer, Leiter der Abteilung Medizinische Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Med. Biometrie, Epidemiologie und Informatik

Interview mit Dr. Torsten Panholzer

Was bedeutet der Preis für das Projekt?

T. Panholzer: Es hat uns sehr gefreut, dass unsere Projektidee ausgezeichnet wurde. Wir erhoffen uns durch den Preis, dass die im Projekt entwickelten Lösungen und Techniken noch bekannter werden und Anwendung finden.

Ihr Telemedizin-Projekt ist angetreten, die medizinische Versorgung in strukturschwachen Regionen zu verbessern. Warum ist das dort nötig?

In Rheinland Pfalz gibt es einige ländliche Regionen mit wenigen Haus- und Fachärzten, um die sich auch die Landesregierung verstärkt kümmert. Mit den Projektergebnissen soll der Kontakt zu räumlich entfernten Patienten aber auch zwischen den Playern im Gesundheitswesen verbessert werden. Wir können die Therapiefindung und Therapiebegleitung aus der Ferne unterstützen. Mit Handgelenksensoren und einer Smartphone-App werden Daten übertragen aber auch Informationen bereitgestellt und Rückmeldungen gegeben.

Gibt es Ihrer Meinung nach Unterschiede zwischen Stadt und Land beim digitalen Datenaustausch oder beim Einsatz von Telemedizin?

Ein digitaler Datenaustausch zwischen Arztpraxen, Krankenhäusern, Universitätskliniken und Patientinnen und Patienten ist noch immer nicht einfach – sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Aber wenn auf dem Land der Weg zum Arzt länger wird, ist ein fehlender Datenaustausch besonders nachteilig für den Patienten. Die Durchführung und Überwachung der telemedizinischen Bewegungstherapie mit Handgelenksensoren und einer mobilen App wird von uns erstmals evaluiert.

Welche Telemedizin-Trends oder -Entwicklungen gibt es, die helfen könnten, die medizinische Versorgung auf dem Land weiter zu verbessern?

Seit der Pandemie-Zeit werden immer mehr Video-Sprechstunden angeboten. Dies ist für strukturschwache Regionen vorteilhaft. Auch versucht die Bundesregierung durch den Ausbau der Telematikinfrastruktur und dem Einsatz der Elektronischen Patientenakte den digitalen Datenaustausch zu verbessern. Aber diese Entwicklung geht sehr langsam voran.

Wird DECIDE weiterentwickelt und wenn ja, in welche Richtung?

Nach den realisierten Funktionen für die Bewegungstherapie aus der Ferne, die als Zusatztherapie gedacht ist, werden weitere Funktionen für die eigentliche Krebs- oder Depressionsbehandlung eingebaut. Dies soll dazu beitragen, dass eine übergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung mit regionalen Partnern oder sogar Behandlungsnetzwerke möglich werden und die Patientinnen und Patienten besser bei der Therapie eingebunden werden können.

Was nehmen Sie mit aus dem Wettbewerb?

Der Wettbewerb ist eine gute Bühne für neue Ideen zur Digitalisierung im ländlichen Raum. Die Entwicklungen, die noch in der Startphase sind, können darüber eine große Aufmerksamkeit bekommen.

Initiator:

Universitätsmedizin Mainz, IMBEI
Langenbeckstr. 1
55131 Mainz

decide.imbei.uni-mainz.de

Foto-Credit: Universitätsmedizin Mainz, IMBEI; privat; Laurin Schmid

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