Carsharing-Modelle gibt es viele – vor allem in Großstädten. Aber funktioniert ein solches Angebot auch im ländlichen Raum? Das LEADER-Pilotprojekt „Nachbarschaftliches Carsharing“ soll es herausfinden. Gerade im ländlichen Raum fehlt es an alternativen und flexiblen Mobilitätsangeboten zur Ergänzung des ÖPNV und der Individual-Mobilität. Auch im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen ist dies nicht anders: Mehr als jeder dritte Haushalt besitzt hier laut einer Mobilitätsstudie bereits einen Zweitwagen, sieben Prozent sogar drei oder mehr Autos. Daher zielt das LEADER-Projekt darauf ab, den Trend des steigenden Motorisierungsgrades zu unterbrechen, und perspektivisch die Zahl der PKW pro Haushalt zu reduzieren.
Im Gegensatz zum stationären Carsharing, bei dem Fahrzeuge an festen Stationen stehen, bringt das Pilot-Projekt e-Fahrzeuge direkt in die Nachbarschaften – quasi fast direkt vor die Haustür der Nutzenden. Teilnahmevoraussetzung für das Projekt war, dass sich Zusammenschlüsse von fünf bis zehn Haushalten in räumlicher Nähe zueinander bewerben, die für ein Jahr bereit sind, Ihren Zweit- und Drittwagen durch ein bis zwei Gemeinschaftsfahrzeuge zu ersetzen. Bereitgestellt werden die Fahrzeuge und die App durch den Carsharing-Dienstleister Share Now. Auch die Installation von Ladesäulen zur Schaffung der notwendigen Ladeinfrastruktur ist Teil des Förderprojektes. Diese werden über die Pilotphase hinaus den Nachbarschaften erhalten bleiben und öffentlich nutzbar sein, so dass weitere Bürgerinnen und Bürger davon profitieren können.
Das Projekt hat zwischen Februar und Juni 2023 neun Quartiere in der LEADER-Region „Bocholter Aa“ eröffnet. Ziel ist es, ein langfristiges e-Carsharing-Modell für die Region zu etablieren.
"Sich ein Auto mit Nachbarn zu teilen, ist für viele Menschen im ländlichen Raum kaum vorstellbar. Daher sind wir unglaublich dankbar, dass wir Pioniere in der gesamten LEADER-Region gefunden haben, die sich auf dieses Experiment einlassen. Mit unserer Bewerbung für den Innovationswettbewerb „Digitale Orte“ möchten wir einen neuen nachbarschaftlichen Carsharing-Ansatz mit anderen ländlichen Kommunen und Regionen teilen. Wir möchten Mut machen und zeigen, dass auch der ländliche Raum einen Beitrag zur Mobilitätswende leisten kann. Hierzu braucht es kreative und innovative Ideen und eine gute digitale Umsetzung, denn Carsharing-Ansätze können nicht 1 zu 1 vom urbanen in den ländlichen Raum übertragen werden. Digitale Lösungen müssen so angepasst werden, dass sie nutzerfreundlich sind und zu guten Sharing-Erfahrungen beitragen.“ Linn Westermann, regional- & projektmanagement, projaegt