Interview mit Sebastian Piatza, Geschäftsführung / Projektleitung
Was bedeutet der Preis für das Projekt?
Sebastian Piatza: Es gibt interne und externe Momente, die solche Preise mit sich bringen: Zum einen ist es die Wertschätzung für das Team nach innen. Die Betreuer:innen stecken viel Leidenschaft und Ehrenamt in die Fabmobil Workshops – daher ist es wertvoll für sie zu merken, dass die Arbeit weitreichend, also nicht nur von den jugendlichen Teilnehmer:innen, anerkannt wird.
Der Preis ist zum anderen ein weiterer Grund der Fortsetzung des Projekts. Die dadurch kommunizierte bundesweite Aufmerksamkeit zeigt die Strahlkraft und Relevanz von unserer Arbeit und ist somit ein starkes Argument, das Fabmobil auch längerfristig zu fördern und nicht nur als temporäres Leuchtturmprojekt zu betrachten.
Welche Ansätze wollen Sie beim Fabmobil weiterentwickeln? Worauf legen Sie in den kommenden Monaten den Schwerpunkt?
Es gibt drei Ansätze: Erstens haben wir zwar den Anspruch, dass das Fabmobil mobil Leute begeistert, darüber hinaus wollen wir aber lokal stationäre digitale Werkstätten (Lokallabore) vor Ort verstetigen.
Punkt zwei ist, dass wir versuchen, in die Bildungseinrichtungen, die wir anfahren, nicht nur die Jugendlichen anzusprechen, sondern auch die Lehrer:innen mit einzubeziehen. Wir werden daher zukünftig vermehrt gezielt Lehrer:innen Fortbildungen anbieten.
Der dritte Punkt ist – damit die Lehrer:innen und Schüler:innen auch ohne uns gut vorankommen – werden wir Wissen gut aufarbeiten. Dafür erzeugen wir im Moment viele Lernmittel und Hilfestellungen auf Youtube, produzieren Lernkarten und Workshopbeschreibungen und -hilfestellungen, die wir auf unserer Website als OER (Open Educational Resources)anbieten. Das sind die drei wesentlichen Gebiete, die wir derzeit intensivieren.
Was gibt es eurer Meinung nach für Herausforderung für die Digitalisierung an den Schulen?
Piatza: Was ich zunächst einmal interessant finde, ist die Bereitschaft sich diesen digitalen Themen zu öffnen – das ist deutlich spürbar. Herausfordernd ist die schnell wachsende Komplexität dieser digitalen Welt. Die ständig neuen Inhalte zu transportieren, das ist schwer – Stichwort KI. Wir müssen diese Technologien den Jugendlichen einerseits vermitteln und dann muss es den Schüler:innen auch noch erlaubt sein, sie zu nutzen. Das was das Fabmobil kann, ist solche Themen herunter zu brechen, auf eine verständliche Ebene, die die Tools in der Anwendung zeigen. Damit helfen wir den Schulen, die Komplexität begreifbar zu machen, denn der Einsatz dieser Technologien fordert zum Beispiel auch das sächsische Strategiepapier zur Digitalisierung der Schulen. Das Thema KI soll demnach auch an die Grundschulen gebracht werden – das muss man natürlich begleiten.
Was ist der Antrieb von Fabmobil?
Piatza: In den ländlichen, dezentralen Regionen Ostdeutschlands haben junge Menschen wenig, bis keinen direkten Zugang zu Digitaltechnologien. Uns ist aufgefallen, dass das zu einer Frustration der Jugendlichen auf dem Land führt, was sie leichter ansprechbar für abwegige Ideologien macht. Wir sind aus dem Kontext eines Designbüros auf die Idee des Fabmobils gekommen, denn was wir als Designer gelernt haben, ist, einer Idee eine Gestalt und Funktion zu geben. In der Stadt gibt es dafür Makerspaces, die die notwendigen Werkzeuge dafür bereit stellen. Jugendliche auf dem Land können ihren Ideen, je nach Komplexität, jedoch nur selten in funktionsfähige Prototypen realisieren. Ein Tisch beispielsweiseim kann in der heimischen Werkstatt der Eltern gebaut werden. Aber einen Roboter zu entwickeln, das ist schwer, denn der Zugang zu Creative Technologies ist in den ländlichen Räumen kaum gegeben. Damit wir das Gefühl des Abgehängtseins ein stückweit abbauen können, war es uns wichtig, dass wir mir unserem Angebot zu den Jugendlichen direkt fahren, um sie in Ihrer Lebensqualität abzuholen. Jährlich erreichen wir über 1300 Schülerinnen und Schüler abseits der Metropolen. Und deren Feedback ist es, was uns immer weiter antreibt.